Was verbindet Schreiben mit Achtsamkeit?

Achtsamkeit für Anfänger

Achtsamkeit für Anfänger

Na geh, wie schreib man DAS schon wieder? Verflucht, ich bin wohl zu dumm, zum Schreiben. Ach was, das passt hinten und vorne nicht und überhaupt, meine Deutschlehrerin, die hatte recht: Ich kann nicht schreiben. Ist wohl besser, ich lass das Schreiben sein und bleibe beim Einkaufszettel.

Kennst du diese oder ähnliche Gedanken? Hand aufs Herz, SO wird es tatsächlich nichts außer Krampf und Kampf, egal welche Texte du aus dir heraus prügelst. Dabei bin ich überzeugt, dass du schreiben kannst und das sagt nicht mein Marketing-Hirn, das meine ich ehrlich. Der Tod jedes Textes ist Zwang. Mit angelegten Daumenschrauben können wir nicht kreativ sein und von Freude beim Tun sind wir meilenweit entfernt. Also weg damit: Weg mit den hässlichen Selbstbeschimpfungen, für deren Existenz es keine Grundlage gibt. 

Das ist leichter gesagt als getan. Ich weiß, wie hartnäckig Altlasten an einem kleben können. Zum Beispiel war ich in der Schule nach Aussagen meiner Lehrer eine Katastrophe. Beim Zeichnen: "Was ist denn das?", war die Standardfrage meiner Lehrer, dabei zogen sie die Augenbrauen hoch. Meinen Lehrern war entgangen, dass es abstrakte Malerei gibt, die ja gerade die Fantasie der Betrachter anregen soll. Musik: Ich wurde zum Vorsingen aufgerufen zur Belustigung des Musiklehrers und der gesamten Klasse. Die Folge: Selbst 15 Jahre später mutierte ich bei einem einfachen Happy Birthday zum Karpfen. Es hat gedauert, bis ich dieses Karpfen-Dasein ablegte. Heute singe ich selten, aber wenn ich es tue, dann mit Begeisterung. Wie das für fremde Ohren klingt, ist mir zunächst mal völlig egal.

Wir haben gelernt, (selbst)kritisch zu sein; alles zu bewerten. Richtig oder falsch? Schwarz oder Weiß?  Unsere Selbstkritik wird genährt von all den Empfehlungen zur Selbstoptimierung; Tipps, die millionenfach im Internet herumflattern. Jederzeit griffbereit. Im Daueroptimierungsmodus zu sein, das ist verflucht anstrengend. Denn, was wir nicht gelernt haben, ist achtsam zu sein.

divider 1 2

Aber, was ist Achtsamkeit überhaupt?

Lange Zeit habe ich Achtsamkeit mit meditieren und Bäume umarmen gleichgesetzt. Nun, ich und meditieren ... So gut es für unsere Seelen sein mag, eine Meditation wird von mir meist durch Schnarchgeräusche unterbrochen. Außerdem ist meine Sprache - nennen wir so - nicht gerade weichgespült, vielleicht zu wenig achtsam? Also passt Achtsamkeit überhaupt zu mir? Das fragte ich mich, bevor ich meinen Adventkalender "24 achtsame Schreibimpulse" ins Leben rief. Bullshit! Achtsamkeit steckt in jeder Faser unseres Lebens. Ich kann immer und überall achtsam sein. 

divider6 1

Meine 6 Prinzipien einer achtsamen Haltung oder eines achtsamen Umgangs mit sich selbst

Prinzip 1: Wahrnehmen

Achtsamkeit ist für mich bewusstes Wahrnehmen mit allen Sinnen. Was sehe ich, was höre, fühle, rieche, schmecke ich. Aber nicht nur! Dazu gehört auch die Frage: Was brauche ich? Was brauche ich in dieser Situation? Jetzt, in diesem Moment! Sehr oft sind es nur kleine Dinge, die wir gerade jetzt brauchen. Etwas Ruhe, 5 Min. aus dem Fenster schauen und die Gedanken ziehen lassen, eine andere Sitzposition, frische Luft, eine Tasse Tee ... Vielleicht zählst du - so wie ich - zu jenen Menschen, die diese Kleinigkeiten gerne vergessen, wenn sie in eine Sache vertieft sind. Also öfters mal hin spüren, was tut dir jetzt gut?

Prinzip 2: Akzeptieren

Es ist, wie es ist! Nein, in diesem Moment ist es, wie es ist. Aktuell wird es um 16:30 dunkel. Es regnet. Es ist kalt. Der nächste Lockdown ist (eventuell) im Anmarsch. Das kann ich nicht ändern. Genauso wenig ändern kann ich es, wenn ich mich verbummelt und den Zug versäumt habe oder einen Fehler gemacht habe. Ja, ich kann es das nächste Mal besser machen, aber im Moment ist es, so wie es ist. Atmen, kurz innehalten und annehmen. Selbstvorwürfe machen es nicht wieder gut. Hinfallen, aufstehen und Krone richten.

Prinzip 3: Hier und JETZT

Boah, darüber könnte ich viel erzählen, dennoch fasse ich mich kurz. Ich habe lange Zeit in der Vergangenheit gelebt: Wenn das doch anders gelaufen wäre, dann wäre jetzt alles einfacher. Dann habe ich in der Zukunft gelebt: Wenn ich mich anstrenge, wird morgen alles besser werden ... Nur noch ein bisschen, bis morgen ... Dieses Morgen kam nie und beide Lebenshaltungen waren nicht gerade komfortabel. Das Schöne passiert im Hier und Jetzt, vorausgesetzt, ich habe Augen, Ohren und Herz dafür offen.

Prinzip 4: Nicht bewerten

Richtig, falsch, gut, schlecht, schwarz, weiß, zu dick, zu dünn, zu krumm, zu grell, zu laut, zu leise, zu kitschig, zu was-weiß-ich-was ... Ich habe das Gefühl, wir laufen ständig im Bewertungsmodus herum. Doch wer oder was setzt den Maßstab? Vieles ist sowieso Liebe auf den zweiten Blick und achtsam kann ich nur sein, wenn ich aus dem Bewertungsmodus aussteige. Wir hatten es schon einmal: Es ist, wie es ist (was bitte nicht heißen soll, dass alles so bleiben muss, wie es ist). 

Prinzip 5: Das Wort UND

Und - mein Lieblingswort! Es gibt immer mehrere Wahrheiten und sie dürfen nebeneinander existieren. Das ist herausfordernd, aber noch mehr bereichernd. Ich habe viele ODER's durch UND's ersetzt. Ich bin chaotisch und strukturiert. Ich bin Schreibtrainerin und kenne Schreibschwierigkeiten. Ich bin introvertiert und doch manchmal laut. Und du? Vielleicht kannst auch du ein ODER durch ein UND ersetzen. 

Prinzip 6: Sich erlauben achtsam zu sein 

Ich beobachte gerne die Enten am Teich, dabei lasse ich meine Gedanken ziehen. Ich könnte stundenlang dasitzen und ihnen zuschauen. Meistens bekommen sie Namen. Eine davon heißt immer Martha. Während ich das tue, werden Stimmen wach, wie "Mensch, ist das kindisch!" und "Hast du nichts Besseres zu tun?" und "Bist du nicht noch zu jung, um Enten nachzuschauen?"  Ich lächle diesen Stimmen freundlich zu und lass sie weiterziehen. Mittlerweile! Ich erlaube mir diese Auszeiten, genauso wie ich mir erlaube einfach mal stehen zu bleiben und die Umgebung um mich bewusst wahrzunehmen, mit allen Sinnen. Womit wir wieder bei Prinzip 1 wären.

divider6 1

Achtsamkeit und Schreiben

Schreiben und Achtsamkeit sind Zwillinge. Ich kann den Moment der Achtsamkeit, meine Eindrücke, meine Gefühle in diesem Moment durch das Schreiben intensiver erleben. Und durch das Aufschreiben bleiben meine Eindrücke 'erhalten'.

Ich habe mit Martina Tischer, Ernäherungscoach, Autorin und Schreibtrainerin über Achtsamkeit gesprochen. Hör rein in das Interview.,

Martina Tischer und ich sprechen über Achtsamkeit & Schreiben.


schmetterling


9 Tipps für achtsames Schreiben

1. Schreibe nur für dich

Du bist Schreiberin und Leserin unisono. Niemand anderer muss deinen Text jemals lesen, geschweige denn muss er jemanden gefallen. Schreibe deine Texte (zunächst) frei von jedem Anspruch. 

2. Pfeif' auf Rechtschreibung, Grammatik, Stil

Im ersten Moment ist es vollkommen egal, ob du 'vollkommen' korrekt schreibst oder 'volkomen' oder ob das  vollkommen gut klingt. Wenn du deinen Text veröffentlichen möchtest, überarbeite ihn Schritt für Schritt. Doch lass beim Schreiben des ersten Wurfs Rechtschreibung & Co außen vor.

3. Schicke deine inneren kritischen Stimmen auf Urlaub

Du kennst sicher die vielen kritischen Stimmen: "Das klingt aber bescheiden...", "Das wird nichts ...", "Na so war es doch nicht ...", "Jetzt hast du schon wieder keinen Übergang geschrieben", und, und, und. Ich erzähle meinen inneren kritischen Stimmen immer, dass sie während des Schreibens sich ruhig auf die faule Haut legen dürfen. Später - beim Überarbeiten - hole ich sie langsam mit ins Boot. Beim Überarbeiten können sie nützlich sein, nicht jedoch in der ersten Schreibphase.

4. Erlaube dir, 'schlechte Texte' zu schreiben

Auch die explizite Erlaubnis, schlechte Texte zu schreiben, kann dir helfen, die inneren kritischen Stimmen auszutricksen. Aus vermeintlich schlechten Texten entstehen oft Perlen. Lass es zu - es gibt nichts zu verlieren. Eine Kundin sagte zu mir: "Ich habe den Text so richtig dahingerotzt". Ja, genau das meine ich!😀

5. Erlaube dir, zu spielen

Spiele mit den Worten, wechsle Perspektiven und schreibe Texte aus einer ganz anderen Sicht, schreibe dir selbst Briefe und antworte darauf. Alle diese Übungen helfen uns, eingefahrene Denkstrukturen zu verlassen und Neues zu entdecken. Außerdem: Spielen macht Spaß. Kurze Werbeeinschaltung: Vielleicht hast du Lust, dir in einem Workshop Inspirationen zu holen (Workshop: Unsinn macht Sinn).

6. Erlaube dir, 'unproduktiv' zu sein 

Wusstest du, dass Studenten, die während der Vorlesung vor sich hindoodelten, wesentlich aufmerksamer sind als jene, die ihre Hefte sauber hielten? Darüber gibt es Studien! Seit einigen Jahren ist meditatives Zeichnen (auch unter dem Markennamen Zentangle® bekannt), zum Trend geworden. Absichtsloses vor sich hinzeichnen und kritzeln kann dir dabei helfen, ist Erholung für unser Gehirn und kann dir dabei helfen, ins Schreiben zu kommen. Probier es einfach aus. 

7. Schreibe zwischendurch auch mal Nonsens

Ich bin der Meinung, wir blödeln viel zu wenig. Schreibe alberne Texte. Vermische verschiedenen Sprache. Versuche nur mit Lauten ein Gedicht zu schreiben, erfinde neue Wörter. Stimmt, das gehört eigentlich zum Spielen, aber hier meine ich, richtigen 'Blödsinn' zu schreiben. Blödsinn mit genau so viel Sinn im Blöd wie Enten einen Namen zu geben. Das erfrischt unser Gehirn.

8. Schreibe mit der Hand

Die Füllfeder kratzt, das Papier fühlt sich glatt an. Es unzählige Schreibuntergründe, zB. mit Filzstift in ein altes Buch, auf Karton, auf bunten Papier, in Notizbücher, Schulhefte, auf Postkarten ... Experimentiere mit dem Material und spüre hin, wie fühlen sich die unterschiedlichen Formate an. Auch wenn du längere Texte tippst, lege immer mal Pausen ein, in dem du besondere oder schwierige Passagen mit der Hand schreibst. Übrigens werden handgeschriebene Texte oft kreativer und die inneren Kritiker verhalten sich tedenziell ruhiger.

9. Alles darf, nichts muss

Die goldene Regel! Für das Schreiben, für alle Tipps, für alle Anregungen in meinen Workshops gilt: Alles darf, nichts muss. Manchmal verspüren wir beim Schreiben Widerstand. Es lohnt sich, die Hürde zu nehmen und trotzdem weiterzuschreiben. Genau dort, wo der Widerstand ist, verbergen sich oft wertvolle Erkenntnisse. ABER (jetzt wirklich großgeschrieben!) wenn dein Schreiben in Zwang übergeht oder du dich in Schmerz, Trauer und Traumata hineinschreiben beginnst. STOPP! Sei liebevoll zu dir! Wie geht es dir beim Schreiben? Wie fühlst du dich? Womit wir wieder bei Prinzipien der Achtsamkeit wären.

divider6 1


Ich wünsche dir schöne Schreibmomente und hinterlasse mir gerne zu diesem Artikel. 

divider3


Wann auch immer du Bereit bist für den nächsten Schritt:

Einladung zum Schreiben

MO, 09. MAI 2022 19:00 - 20:00 | Schreibinar zum Thema Aufbruch
FR, 13. MAI 2022 08:00 -08:30 | Morgenseiten schreiben (kostenlos)
FR,  13. MAI 2022 10:00 - 13:00 | Kreativ- und Ideenworkshop: Kick-off für dein Projekt (online)
MO, 16. MAI 2022 19:00 - 20:00 | Schreibinar zum Thema Veränderung
MI, 18. MAI 2022 18:00 - 21:00 | Schreibzone - Schreib- & Feedbackgruppe
FR , 20. MAI 2022 08:00 -08:30 | Morgenseiten schreiben (kostenlos)
MI, 25. MAI 2022 18:00 - 19:30 | Kreatives Schreiben mit Tiefgang: 'Fabulous' - Das Tier in uns
MO, 30. MAI 2022 19:00 - 20:00 | Schreibinar mit dem Thema Horizonte

Abenteuer-Retreat Eisbaden & Schreiben
24. - 25. Juni 2022 im Naturparadies Weitental
>> Entfache das Feuer für dein Abenteuer >>


Blogheim.at Logo

Noch keine Kommentare vorhanden

Was denkst du?

Powered by Chimpify